Ratschläge für die Anschaffung der Paddel-Ausrüstung – Vom Boot, über das Paddel und die Rettungsweste, bis zur Actioncam
Jeder Paddler hat im Laufe seiner Aktivitäten Erfahrungen gemacht, die sich auch in seiner Ausrüstung wiederspiegelt. Ich möchte Euch hier paar Tipps für Euren Start als Paddler geben:
Die Ausrüstungen – Das Boot
Die Auswahl an guten und schlechten Booten ist unglaublich riesig und die Preisspanne leider auch. Von ca. 700,- EUR – bis 7000,- EUR und mehr, alles ist möglich. Aber selbst dann, wenn es nur ein gebrauchtes Boot für ein paar Hundert Euros werden soll, stellt sich immer die Frage, an welchen Kriterien orientiert man sich als Beginner?
Für mich sollte ein Seekajak möglichst schnell, aber vor allem erstmal sehr sicher sein. Das Boot sollte deshalb auf jeden Fall möglichst mehrfach geschottet sein und eine große Kippstabilität auch im Stillstand haben. Ob es eines aus Carbon, aus Glasfaser, oder PE ist, sei erst einmal dahin gestellt. Super Hightech ist zwar immer ganz toll und auch wünschenswert, aber man muss Träume halt auch bezahlen können. Des weiteren gilt zu bedenken das jeder Werkstoff seine Vor- und Nachteile hat. Auch die Länge und die Breite, sowie das Volumen des Kajaks, muss dem Paddler und seiner geplanten Verwendung angepasst werden.
Beispiel: Ein ca. 180 cm großer und ca. 80 kg schwerer Paddler, könnte sich ein Boot mit ca. 55 cm Breite wählen. Ein gut 100 kg schwerer Mann, der eventuell sogar seine 200 cm Größe hat, würde mit diesem Boot schon chronisch Balance-Schwierigkeiten haben.
Das Bootsgewicht
Das Gewicht ist immer der Tod des Sportes vor allem der Geschwindigkeit. Deshalb sollte ein Bootsgewicht von maximal 25 kg für ein etwa 5,5 Meter langes modernes Seekajak völlig ausreichen.
Abschottungen
Der Trend ist klar, alle Boote werden mit 2 bis 3 Schottwänden ausgerüstet, eine vorne, die so weit wie möglich an die Füße bzw. Steuerpedalen reicht und ein bis zwei Schottwände hinten. Die Schottwand hinter dem Sitz sollte so weit wie möglich an die Sitzluke eingebaut sein oder aber, was viel besser ist, der Sitz bildet gleichzeitig die Schottwand. Bei einer Lecktage bleibt ein solches Boot beladen weiter manövrierfähig. Unter günstigen Voraussetzungen merkt man es noch nicht einmal, dass Wasser eingedrungen ist. Auch im Falle eines Kenterns ist ein vollgelaufenes Cockpit durch einmaliges Anheben der Bootsspitze leer und nicht erst beim x-ten Mal.
Die Ladeluken
… sollten so groß sein, dass man wenigstens mit dem Kopf hinein kann, um seine Ausrüstung zu orten. Auch wenn die Runde, etwa 20 cm große Valley-Luke, heute immer noch als die Sicherste und Dichteste gilt. Die Entwicklung von Ladeluken mit größeren Öffnungen wird wohl noch weiter gehen. Schottwände aus PE-Schaum haben sich in den letzten Jahren wegen Ihrer Flexibilität auf den Rumpf durchgesetzt. Sie werden oft angeschrägt mit Sikaflex eingeklebt.
Die Sitzluke
Für einen ca. 180 cm großen Mann sollte sie ca. 80 cm lang sein. Die optimale Sitzluke hat vorne einen ausreichend abgerundeten Süllrand, denn man muss in der Praxis immer einmal schnell aus der Luke kommen können (Zum Beispiel beim Anlanden), aber auch einem Ein- und Wiedereinstieg erleichtert es deutlich.
Das Skeg
Ein Boot mit einem festen Skeg halte ich für nicht so gut, da das Boot an Wendigkeit verliert und bei Grundberührung zu Schäden am Skeg und Boot kommt. Ein Boot mit einer ausfahrbaren Flosse aus- oder nachzurüsten, die man verwenden kann, wenn ein kursstabiles Boot gebraucht wird, z.B. wenn der Wind von achtern, oder schräg achtern ständig das Heck in den Wind drehen will ist nicht verkehrt.
Die Rundum- oder Decksleine
Ein Seekajak wird erst zum Seekajak, mit einer für die Hände konzipierten Rundumleine. Bewährt hat sich hier eine 6 mm Schotleine, die ca. alle 50 cm mit einem Decksfitting am Bootsdeck fixiert ist. Man kommt aber auch mit anderen Provisorien Marke Eigenbau gut aus.
Die Pumpe
Ob man sein Boot mit einer Lenzpumpe ausrüstet, hängt weitestgehend von den Fahrkenntnissen des Einzelnen und insbesondere von der Bootsbeherrschung ab. Ich führe nur einen kleinen Spachtelbecher aus weichem Gummi, als Pütz und einen Schwamm mit. Das reicht mir. Nach dem Kentern hebe ich die Spitze des Bootes an und leere es aus, folglich ist nur so viel Wasser im Boot wie ich beim Wiedereinstieg mitbringe und da die Klamotten dann eh meist nass sind kommt es auf die paar Liter mehr oder weniger nicht mehr an.
Das Decksnetz
Sieht toll aus. Bei Schönwetterbedingungen für Kleinigkeiten gut zu gebrauchen. Wenn´s aber wirklich mal zur Sache geht, fliegt meist alles von Deck und geht verloren.
Die Deckstasche
Ich bin gar kein Freund überhaupt irgendwelche Deckslasten zu fahren, zumal Sie den Schwerpunkt ungünstig nach oben verschieben und im E-Fall beim Wiedereinstieg hinderlich werden und/oder bzw vorher ganz verloren gehen oder in der Gegend umhertreiben.
Der Staukasten
Gute Sache. Unter Deck ist meist auch immer ausreichend Platz für einen kleinen wasserdichten Staukasten, der die vielen Kleinigkeiten aufnehmen kann, die man beim Paddeln schnell mal eben brauchen kann. (Beachte: Auch der Staukasten sollte im Boot gesichert/angeleint werden!)
Das Paddel
Es ist im wahrsten Sinne unser Handwerkszeug. Es ist bei den Spitzenfahrern von heute meist ein nicht ganz billiges Wingpaddel aus Carbon. Ich nutze derzeit ein gewöhnliches Tourenpaddel, was zwar durchaus optimierbar, aber dennoch völlig ausreichend ist. Das Paddel sollte aber auf jeden Fall der Größe des Paddlers und seiner geplanten Verwendung angepasst sein. Hier zu sparen ist grundsätzlich falsch, auch ich werde es noch korrigieren und anpassen müssen.
Die Spritzdecke
Notwendig. Diese muss allerdings sitzen wie ein Trommelfell, damit möglichst kein Wasser unter dem Süllrand ins Boot läuft.
Der Lukendeckelabdeckung
Der hat sich an der Küste, nicht nur gegen Regen, sondern auch gegen Sand und unliebsame Blicke ins volle Cockpit bewährt. Beim Autotransport sollte er ebenfalls sitzen wie ein Trommelfell.
Die Schwimmweste
Eine Rettungsweste sollte für einen Seekajakfahrer Pflicht sein. Ich benutze ständig eine Feststoffrettungsweste, allerdings eine die mir speziell für Paddler seitlich genug Armfreiheit gestatten.
Die Paddelsicherung
Die Paddelsicherung wird nicht nur gegen Verlust des Paddels gebraucht, sondern wird viel öfter zum Weglegen benötigt. Muss man einmal das Paddel aus der Hand legen, so schmeißt man es einfach ins Wasser. Es hängt dann immer sicher am Kajak.
Das Nico Signal
Eigentlich sollte das Nico Signal in jedem Boot und möglichst sogar am Körper griffbereit sein. Dazu Ein bis Zwei weiße Patronen als Warnsignal zum Abfeuern, wenn zum Beispiel ein Boot mit sehr hoher Geschwindigkeit, oder eine Fähre auf Kollision näher kommt. Und eben min 3 x Rote für den ich hoffe nie eintretenden Seenotfall.
Das Paddelfloat
Selbst der beste Kajakfahrer kann einmal fassungslos neben seinem Boot schwimmen. Wenn dann die Kenterrolle nicht klappt ist es alleine echt schwer bei rauher See und ohne jedes Hilfsmittel wieder ins Boot zu kommen. Der sogenannte „Cowboy“-Wiedereinstieg ohne ein Paddlefloat, ist zwar eine Option, aber mit nassen Klamotten und im Seegang nicht immer gleich erfolgreich.
Der Kompass
Für gelegentliche Ausflüge auf See reicht ein Marschkompass der in der Regel wasserdicht ist und eine wasserfest verpackte Kartenkopie zum einnorden allemal. Wer ständig auf See paddelt sollte sich für einen Einbaukompass, oder Peilkompass entscheiden.
Navigation & Beobachtung
Navigation soll die Fähigkeit sein, ohne zu wissen wo man eigentlich ist, dennoch das Ziel zu erreichen. Nein, es geht auch etwas anders. Ich nutze zum Beispiel ein wasserdichtes Bresser Nautic Monokular mit Kompass und Entfernungsmesser. Damit kann ich sowohl den Kurs als auch die Entfernung zu einer Landmarke bestimmen. Dieses ergänze ich mit einer, in Folie laminierten See- und Projektkarte und so bin ich nicht nur auf eine gute Sicht angewiesen, sondern kann mich auch bei schlechter Sicht gut orientieren. Obendrein kann man mit dem Monokular auch noch besser die Umgebung erkunden, sowie Tiere beobachten.
Das Rundumlicht
Dieses sollte auch wirklich rundum zu sehen sein. Als höchsten Punkt haben wir leider nur unseren Kopf. Die vorschriftsmäßigen Lampen die ich bis jetzt gesehen habe sind für unsere Belange leide absolut unbrauchbar. Ein freiliegendes Halogenlicht an der Stirnlampe angebracht tut seinen Zweck auch und ist weithin sichtbar.
Das Handy
Im Notfall nicht schlecht, aber Wasser und Handy? Naja, aber es gibt schon schöne und vor allem absolut wasserdichte PVC-Hüllen für das Handy, damit kann man im Notfall auch mal neben dem Boot schwimmend telefonieren. Im Notfall, tut es auch ein Zipper-Beutel von Toppits – der Allrounder für zuhause und unterwegs. 🙂
Das GPS
Super Technologie, aber für den Freizeitpaddler nicht unbedingt notwendig. Der erfahrene Seefahrer weiß so oder so, wann er wo ankommt und wo er sich in etwa befindet. Hier ist eine Karte völlig zureichend
Der Bootswagen
Der Bootswagen ist das lästigste Teil, welches wir dabei haben. Es macht uns aber auch unabhängig. Ich selbst habe einen nehme Ihn aber nicht mit, unter Deck passt er nicht und über Deck gehört er nicht, weil er ein Hindernis beim Wiedereinstieg ist.
Die Paddeljacke
Diese ist heute natürlich atmungsaktiv und hat abgedeckte Latexmanschetten, sowie eine Kapuze, die jederzeit zur Verfügung steht. Ein Muss für jeden Paddler, es ist selten Windstill und mollig warm.
Der Trockenanzug
Soll super sein. Ich persönlich habe aber keine Erfahrung damit. Da ich meist nur einen Neoprenanzug benutze und diesen ggf. mit Füßlingen, Handschuhen und einer Kopfhaube komplettiere, die ich auch beim Freischwimmen verwende. Im Winter trage ich noch einen Segelzeug (Overal) als Kälteschutz darüber und gut ist.
Wasserdichte Packsäcke
Die Ausrüstung sollten immer in wasserdichten Säcken und Dosen verpackt werden. Da ist es völlig Egal, ob man kentert könnte, oder Regen, Spritzwasser bzw. Kondenswasser das Zeug nässt. Nur wer nasses oder klammes Zeugs mag, kann auf eine wasserdichte Verpackung verzichten.
Wasser & Fotografieren
Seewasser, Wasser überhaupt, ist nicht nur nass, sondern auch salzig. Das weiß zwar jeder, aber man kann nicht oft genug darauf hinweisen, wie problematisch der Umgang mit teurer Elektronik und Wasser ist. Wer genug Geld hat, kann sich ein Verlustrisiko leisten, es reichen ein paar Tropfen Wasser aus und die teure Kamera ist hin. Daher habe ich mich für eine Panasonic Lumix DMC-FT4 entschieden. Ich benutze Sie für Landschaftsfotos, kleine Videos in der Brandung, in der Dünung und sogar Unterwasser, aber auch bei profanen Familienfeiern etc.. Sie ist einfach nur super! Sie ist jetzt seit vielen Jahren praxisbewährt, glücklicherweise auch robust und stoßfest, erprobt kältetauglich und sogar seit Jahren immer noch absolut wasserdicht! Auf Grund Ihrer geringen Größe ist Sie immer griffbereit in jede Tasche. Ich habe einfach gesagt, schon sehr viele schöne Bilder damit gemacht. Ein klein wenig mehr optischer Zoom bliebe zwar zu wünschen, aber man kann nicht alles haben.
.. und seit neuestem gehört zur Ausrüstung noch eine Actioncam mit richtig viel Zubehör dazu, um die Dokumentation noch etwas zu beleben und zu verbessern.
Allerdings fehlen mir auf diesem Sektor noch alle Erfahrungen, hier muss ich mich noch irgendwie reinarbeiten. 🙂
Ihr habt noch eine Frage? … Fehlt Euch hier etwas? … oder ist es eine spezielle Frage? … dann schreibt mir einfach eine E-Mail.
LG Euer Ole